Leben

Den Sprung ins kalte Wasser wagen? Unbedingt!

4 min Julia Rühl

Bild: Julia Rühl

Der Weg von der akademischen Forschung in die Industrie ist oft mit Herausforderungen verbunden, doch er bietet auch immense Möglichkeiten zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung. In meiner Karriere habe ich mehrmals den Sprung ins kalte Wasser gewagt und dabei wertvolle Erfahrungen gesammelt, die meine Lernkurve beschleunigt und meinen Horizont erweitert haben.

Ich bin Julia Rühl und als Marketing Manager Life Sciences für Zentraleuropa bei Bio-Rad Laboratories tätig. Meine bisherige, berufliche Reise war eine Mischung aus spannenden Herausforderungen und tollen Erfahrungen – und diese begannen schon während meines Bachelor-Studiums der Biologischen Chemie an der HS Mannheim.

Studium nur an der Uni? Nichts für mich

Damals entschied ich mich, mein Praxissemester in Santiago de Chile zu absolvieren. Dank einer Förderung des DAAD konnte ich dort in einem kleinen, universitätsnahen Start-up arbeiten. Durch diesen Arbeitsaufenthalt bekam ich nicht nur erste praktische Erfahrungen im Labor, sondern auch solide Spanischkenntnisse und viele wunderbare kulturelle Eindrücke.

Für meinen Master in Biochemie ging es dann weiter an die Universität Ulm und zur Masterarbeit zu Miltenyi Biotec in Bergisch Gladbach. Dort habe ich Antikörper-Fusionsproteine für die Immuntherapie entwickelt – eine unschlagbare Erfahrung, die mir schließlich den Weg zu meiner Doktorarbeit an der Uni Zürich ebnete.

Koffer packen und die Welt der Forschung entdecken

In Zürich lag mein Fokus auf der Entwicklung von Immuntherapien gegen Epstein-Barr Virus-assoziierte Tumore. Ich ergriff während des Doktorats häufig die Chance, meine Forschungsergebnisse auf internationalen Veranstaltungen, unter anderem in Japan, zu präsentieren.

 

Mein Forschergeist führte mich auch als Gastwissenschaftlerin ans Institut Pasteur in Paris und die Universität Leuven in Belgien. Jede dieser Forschungsreisen hat meinen wissenschaftlichen Horizont, mein Netzwerk und meine interkulturelle Kompetenz erweitert.

Forschung, Selbstständigkeit oder Industrie? Quo vadis?

Neben der Forschung nahm ich mir auch immer wieder etwas Zeit für ein weiteres, großes Interessensgebiet von mir – StartUps und Entrepreneurship. Mit meinem Team gewannen wir im Jahr 2016 den ersten Preis für die beste Business Plan Präsentation mit PawsUp bei dem CTI Entrepreneurship Kurs. Zusätzlich durfte ich im wundervollen Programm von Feminno mehr über Entrepreneurship und Innovation lernen.

Als meine Forschungsprojekte an der Universität dann abgeschlossen waren, war für mich sehr klar, dass meine Karriere nun wieder in der Industrie weitergehen sollte. Der große Sprung in die Pharma-Industrie kam dann im August 2019: ich wurde Key Account Managerin in der Onkologie bei Merck Schweiz. Hier lernte ich sehr viel über guten Verkauf, überzeugende Kommunikation sowie zu maßgeschneiderten Account-Strategien.

Vom Verkaufsaußendienst zur Markenstrategie

Während der Zeit im Verkaufsaußendienst erhielt ich zudem Einblicke in die Arbeit des Produkt Managers. Stark angetan von dieser Position als Allrounder mit Markenstrategie-Verantwortung und Einblick in den gesamten Produktlebenszyklus, ergriff ich ein Jahr später die Chance und bewarb mich für meine Traumposition – Produkt Manager für das Immun-Onkologie Portfolio bei Bristol Myers Squibb. Dort leitete ich für viele Jahre die Markenstrategie für das Immun-Onkologie Portfolio für verschiedene Tumorarten, organisierte den Markteintritt eines neuen Checkpoint-Inhibitors in der Schweiz und entwickelte Vermarktungs- sowie Schulungsmaterialien für das Vertriebsteam – Was für eine wunderbare Zeit!

Diese Zeit hätte auch für immer so weitergehen können, hätte nicht meine Lust auf neue Herausforderung wieder bei mir angeklopft. Aufgrund meiner Erfahrung im Marketing und meiner Expertise und Leidenschaft für die Naturwissenschaften fand ich meine nächste Herausforderung wieder in der Life-Science-Research-Branche. In meiner aktuellen Position als Marketingmanager bei Bio-Rad bin ich für die Vermarktungsstrategie des gesamten Life Sciences Kernportfolios in Zentraleuropa verantwortlich – eine wahre Herausforderung, deren Bewältigung mir sehr viel Spaß macht!

Der kritische Blick auf kommerzielle Rollen

Es kann teilweise jedoch herausfordernd sein, von der Forschung in die Industrie, und vor allem in kommerzielle Rollen, zu wechseln. Oftmals werden kommerzielle Rollen oder auch die Tätigkeit in der Pharmaindustrie vom sozialen Umfeld weniger wertgeschätzt als Forschungsarbeit. Der große Beitrag, den Marketing- und Vertriebsmitarbeiter zur Verbreitung und Zugänglichkeit von technologischen Produkten für die Forschung, die Diagnostik sowie die Medizin leisten, wird dabei teilweise übersehen. Letztlich benötigt es das Zusammenspiel aller Beiträge, um in diesen Bereichen Fortschritte zu erzielen.

Wer wagt, gewinnt!

Zurückblickend war jeder Sprung ins kalte Wasser aber ein großer Gewinn für mich. Jede neue Herausforderung hat meine Lernkurve beschleunigt und meine Fähigkeiten, mein Netzwerk sowie mein Wissen erweitert. Diese Erfahrungen haben mich nicht nur beruflich, sondern auch persönlich wachsen lassen. Daher mein Tipp: Habt den Mut eure Ideen umzusetzen, glaubt an Euch und wagt ins kalte Wasser zu springen und neue Wege zu gehen – das ist der Schlüssel zu kontinuierlichem Wachstum und Erfolg.

 

 

Die Autorin

Julia Rühl ist Marketing Manager Life Science bei dem LSR-Mitgliedsunternehmen Bio-Rad.