29. November 2023, in Berlin findet der Tag der Hochschulmedizin statt. Während dieser Veranstaltung wird der „Preis der Deutschen Hochschulmedizin 2023“ an ein Forschungsteam für die Heilung des „Düsseldorfer Patienten“ verliehen. Ein weiterer Durchbruch in der Medizin, ein Forschungshöhepunkt, an dem insgesamt 18 Einrichtungen aus sechs Ländern beteiligt sind.
Auszeichnung ist Ehre und Ansporn
Durch eine herausragende Kooperationsleistung ist es dem interdisziplinären Forschungsteam gelungen, einen Patienten mithilfe einer Stammzelltransplantation nicht nur von Leukämie, sondern gleichzeitig von HIV zu heilen. „Die Auszeichnung mit dem Preis der Deutschen Hochschulmedizin empfinden wir als große Ehre und Ansporn zugleich“, kommentierte der Infektiologe Dr. med. Björn Jensen, Oberarzt und Bereichsleiter Spezielle Infektiologie der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie am Universitätsklinikum Düsseldorf den Erfolg.
Was war das Besondere? „Wir konnten zeigen, dass sich mit der breiten Expertise eines großen Forschungsteams aus Deutschland – aber auch aus ganz Europa und den USA – der größtmögliche Vorteil für einen Patienten erzielen lässt.“ Auch der Hämatologe Prof. Dr. Guido Kobbe, Oberarzt und Leiter der allogenen Stammzelltransplantation der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Klinische Immunologie, empfand die Arbeit im Forschungsnetzwerk bereichernd: „Wir konnten so die für diesen speziellen Fall besten Kapazitäten bündeln.“
Die Heilung des im Jahr 2023 54-jährigen „Düsseldorfer Patienten“ Marc Franke gelang mithilfe einer Übertragung von Blutstammzellen, die aufgrund der Krebserkrankung notwendig war. Die Herausforderung bestand in der Suche nach einer Spenderin oder einem Spender mit einem für den Patienten kompatiblen Immunsystem, die über die seltene, gegenüber dem HI-Virus immun machende Genvariante verfügten. Eine Immunität gegenüber HIV ist durch eine Mutation in einem Rezeptor gegeben, den das Virus für den Eintritt in die Zelle benötigt. Im Falle der Mutation kann das Virus nicht mehr in die Zelle eintreten.
Sechs Jahre nach der Transplantation wurde die virusunterdrückende antiretrovirale HIV-Therapie abgesetzt. Als auch nach weiteren vier Jahren keine virale Aktivität nachweisbar war, galt der Patient endgültig als geheilt.
Überzeugt haben die Preis-Jury an der Arbeit, die auch im renommierten Nature Medicine Fachjournal unter dem Titel „In-depth virological and immunological characterization of HIV-1 cure after CCR5Δ32/Δ32 allogeneic hematopoietic stem cell transplantation“ publiziert wurde, mehrere Aspekte.
Enge Zusammenarbeit schafft Mehrwert
„Der Erfolg konnte nur durch das große Engagement exzellenter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler realisiert werden, die mit herausragender Kommunikationsfähigkeit und Koordination standort- und länderübergreifend sowie interdisziplinär über einen langen Zeitraum zusammenarbeiteten. Wir sehen hier ein schönes Beispiel für den Erfolg, den die Vernetzung universitätsmedizinischen Arbeitens, fachlich und räumlich, hervorbringt“, so Professor Matthias Frosch, Präsident des Medizinischen Fakultätentags (MFT).
Der Preis der Deutschen Hochschulmedizin wird jährlich vom MFT und dem Verband der Universitätskliniken Deutschlands (VUD) vergeben. Er würdigt neben der Teamleistung in der Universitätsmedizin insbesondere die Innovation und Translation von Forschungsprojekten für die Patientenversorgung sowie die gesellschaftliche Tragweite medizinischer Errungenschaften.
Wie funktioniert eine allogene Stammzelltransplantation?
Bei der allogenen Blutstammzelltransplantation wird das erkrankte Organ, in diesem Fall das blutbildende System des Patienten, durch ein gesundes Spenderorgan, also gesunde Blutbildung des Spenders, ersetzt. Es handelt es sich dabei um einen verwandten oder auch fremden Spender, wobei die Blutstammzellen von einem möglichst gewebe-identischen Spender transplantiert werden müssen.
Vor der Transplantation der Spenderstammzellen steht noch die sogenannte Konditionierung des Patienten an, eine intensive Chemo- und/oder Strahlentherapie. Zum einen soll diese Therapie die bösartigen Zellen im Patienten zerstören oder zumindest reduzieren, zum anderen dessen Immunsystem schwächen, um eine Abstoßung des Transplantates zu verhindern.
Die gesunden Spender-Blutstammzellen siedeln sich nach der Transplantation im Knochenmark an und beginnen, sich zu vermehren. So stellen die transplantierten Stammzellen innerhalb einiger Wochen die normale Blutbildung wieder her. Die sich ebenfalls neu entwickelnden Immunzellen richten sich gegen eventuell noch vorhandene bösartige Zellen.
(Quelle Stammzelltransplantation: UMM Universitätsmedizin Mannheim)