Leben

Leben und arbeiten als Technical Sales Consultant

3 min Wolfgang Bywalez

Welche Eltern eines Kindergartenkindes kennen diese Situationen nicht?

Viele erstaunliche und herausfordernde Fragen des Heranwachsenden sind oftmals interessant und amüsant, wenn man sich wirklich darauf einlässt. Dann gibt es auch immer mal dringende Bedürfnisse und Wünsche zu manchmal unpassenden Zeiten. Man erfährt riesige Freude und Dankbarkeit, aber auch Ärger und Unzufriedenheit, wenn dem kleinen Gegenüber mal etwas nicht in den Kram passt. 

Klar, Kundeninteraktionen und -gespräche sind fachlich oder qualitativ nicht mit denen vergleichbar, die ich mit meiner Tochter führe, aber dennoch sind ein paar Grundprinzipien erkennbar, die einem in der Kommunikation und auf einer Beziehungsebene wirklich weiterhelfen können: Integrität, Ehrlichkeit, anschauliche und klare Argumente, Einsatz und Hingabe, Verständnis und Empathie, Flexibilität und Kreativität. Wenn ich meinem Beruf auch an solchen Wertvorstellungen ausrichten und meinen langfristigen Erfolg daran bemessen kann, wie gut ich mich an diese Maßstäbe halte, bin ich wirklich zufrieden. Und so geht es mir gerade in meiner Position als „Sales Area Manager Research“ oder auch „Technical Sales Consultant“ wirklich gut, auch gerade in den schwierigen letzten zwei Jahren, in welchen große Teile der Biotechnologiebranche nicht unbedingt mit den gleichen Problemen zu kämpfen hatten wie andere Wirtschaftszweige. 

Wenn Kinder erste „wissenschaftliche Fragen“ stellen

Als ich meine Tochter heute Morgen zum Kindergarten brachte, sollte ich erklären, wie das Essen im Körper zum weniger appetitlichen Endprodukt verarbeitet wird und warum der Körper das macht. Nach kurzem Überlegen und bisherigen Erfahrungen mit anderen neugierigen Fragen wusste ich: Es macht wenig Sinn, eine Geschichte von Elfen und Magie zu erzählen. Das Kind weiß oder ahnt, dass das nicht stimmt, und irgendwer (wahrscheinlich sogar ich selbst) bekommt die Frage einfach erneut aufgetischt und müsste zudem erklären, warum die vorherige Geschichte nicht der Wahrheit entsprach. Also schilderte ich den Ablauf in wenigen kurzen Sätzen. Zehn Minuten später telefonierte ich mit einem Kunden in Würzburg über ein neues Projekt und erklärte ebenfalls in adäquat greifbaren Worten, wie ich den Prozess einschätze, welche Möglichkeiten wir dafür bereitstellen, was meine persönlichen fachlichen Empfehlungen sind und wo es auch Limitationen gibt. Es gab spezifischere und aufwändiger zu erläuternde Rückfragen als bei meiner Tochter – aber eine klare Kommunikation, zugeschnitten auf die Bedürfnisse des Diskussionspartners, ließen mich nach einem freundlichen 30-minütigen Gespräch mit einem sehr positiven Gefühl und einem Arbeitsauftrag zurück.

Übrigens: Dass ich meine Tochter häufig zum Kindergarten bringen und sie bei Bedarf auch nachmittags abholen kann, ist ein Privileg meiner recht flexiblen Arbeitszeitgestaltung.

Wie viel Wissenschaft steckt noch in meinem Job?

Manch einer mag sich fragen: Wie sieht es mit der Wissenschaftlichkeit aus? Ist das in diesem Beruf noch relevant? Absolut! Sich vor allem in die Methodik von Forschungsfragen vertiefen zu können und zu müssen und damit einen breiten Einblick in viele Fachbereiche zu erhalten, ist bei dieser Tätigkeit essenziell und macht diese äußerst interessant. Natürlich ist auch viel Routine und Fleißarbeit dabei, die man aber gut mit anderen, kreativeren und interaktiveren Aufgabenblöcken durchmischen kann.

Was ich an meinem Job liebe

Zuletzt ist man, ähnlich wie in einer Familie, trotz großer selbstständiger Verantwortlichkeiten, stets in ein größeres Team eingebettet, welches symbiotisch am gemeinsamen Erfolg arbeitet und sich gegenseitig stützt und hilft. Als Student bzw. wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität dachte ich früher, dass eine beratende Stelle in einem Life-Science-Research-Beruf lediglich als Sprungbrett angesehen wird. Die Realität zeigt ein anderes Bild: Sehr viele arbeiten ausgesprochen gerne in diesem Bereich und bleiben diesem Betätigungsfeld treu.  

Der Autor

Wolfgang Bywalez arbeitet bei dem Unternehmen Miltenyi Biotec B.V. & Co. KG.