Politik

Lebenswissenschaften durch Digitalisierung zukunftsfest machen

3 min Uwe Rempe

Wie Algorithmen die LSR-Branche beflügeln können

Für die industrielle Gesundheitswirtschaft sind anonymisierte und aggregierte Patientendaten der Schlüssel für Innovationen und wirtschaftlichen Erfolg. Um die wissenschaftliche Forschung und Produktentwicklung in Deutschland wettbewerbs- und zukunftsfähig zu halten, sind also datenschutzkonforme Digitalisierungsstrategien im Life-Science-Bereich immens wichtig.

Innovative Analysemethoden, wie „Omics“-Analysen (Microbiomics-Daten umfassen etwa alle Mikroorganismen einer Probe), generieren große Datenmengen und benötigen dafür rechtssichere und einheitliche Austauschstrukturen. Ebenso wichtig ist beispielsweise die Förderung von Informationstechnologien für den besseren Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Machine Learning. Beides ist gerade für Big-Data-Technologien essenziell, um Daten auszuwerten und für die Produktentwicklung und -optimierung zu nutzen.

Ebenso wichtig sind Referenzdatenbanken, denn ohne Referenzwerte können Daten, die in den Lebenswissenschaften generiert werden, nicht adäquat bewertet werden. Dies bedeutet den Aufbau von Datenbanken und die Entwicklung von interoperablen Dateiformaten.

Datenzugang für die Industrie

Die aktuelle Regierungskoalition hat sich vorgenommen, via Gesundheitsdatennutzungsgesetz das in zahlreichen Forschungsdaten ruhende, bislang ungenutzte, Potenzial zu heben. Deshalb soll der Zugang zu Forschungsdaten für öffentliche und private (industrielle) Forschung verbessert werden.

Weit eher schon, im Januar 2018, haben sich acht Verbände aus vier Branchen der industriellen Gesundheitswirtschaft zur Allianz „eHealth“ zusammengeschlossen. Gemeinsam setzen sie sich für die Entwicklung eines nationalen eHealth-Zielbilds und einer daraus abgeleiteten eHealth-Strategie für Deutschland ein. Auch hier liegt der Fokus auf Digitalisierung und Vernetzung der Forschung: als Ausgangspunkt für die bestmögliche Medizin von morgen. Die hohen EU-Standards beim Datenschutz gelten dabei nicht als Hindernis.

Warum ist eine kooperative Digitalisierung entscheidend? Industrielle Forschung ist die treibende Kraft der deutschen Forschungsaktivitäten. So kamen etwa im Jahr 2018 rund 90 Prozent der klinischen Studien aus der Industrie. Gleichwohl ist der Zugang der Industrie zu Gesundheitsversorgungsdaten noch immer nicht gegeben; der Wortlaut von § 303e SGB V steht dem explizit entgegen. Entsprechende Änderungen sollten zeitnah vorgenommen werden, zum Beispiel über das bislang nur angekündigte Gesundheitsdatennutzungsgesetz.

Datensicherheit und globaler Datenfluss

Auch die Weiterentwicklung der Nationalen Forschungsinfrastruktur kann dafür sorgen, dass Deutschland im internationalen Wettbewerb bestehen kann. Datenbanken müssen aber einen globalen Datenfluss ermöglichen, sodass wissenschaftliche Forschungsdaten und Erkenntnisse weltweit genutzt werden können und Redundanzen vermieden werden – natürlich im DSGVO-gemäßen sicheren Rechtsrahmen, zum Schutz wissenschaftlicher und personenbezogener Daten und dem Schutz der Selbstbestimmung über die Datenspende.

Die LSR-Industrie begrüßt vor diesem Hintergrund alle Aktivitäten der Bundesregierung, den Zugang zu Forschungsdaten für öffentliche und private Forschung mit einem Forschungsdatengesetz zu verbessern und zu vereinfachen, die Nationale Forschungsdateninfrastruktur weiterzuentwickeln sowie einen Europäischen Forschungsdatenraum voranzutreiben.

Der Autor 

Uwe Rempe ist freier Journalist und unterstützt das Redaktionsteam des LSR-Blogs.