Leben

Riesige Vielfalt an Aufgaben

4 min Uwe Rempe

Bild: Jana Schmidt

Wie eine Biochemikerin als Applikationsspezialistin den richtigen Arbeitsplatz gefunden hat

Applikationsspezialistin? Was macht man als Applikationsspezialistin? Und: Was will ich beruflich überhaupt tun, was erreichen? Fragen wie diese stellte sich Jana Schmidt nicht erst unmittelbar nach dem Studium und der Dissertation. Doch 2022 stand der große Schritt in die Arbeitswelt unmittelbar bevor. „Ich habe in kurzer Zeit alle meine Freunde und ehemaligen Kommilitoninnen befragt und deren Erfahrungen aus der Berufswelt für mich ausgewertet“, berichtet die Biochemikerin.

Viele der Berichte klangen spannend, sehr interessant, unter anderem die Erzählungen über die Arbeit als Applikationsspezialist*in. Die junge Frau bewirbt sich daraufhin beim renommierten Hamburger Unternehmen Eppendorf und bekommt eine freie Stelle: Die 28-jährige Wissenschaftlerin ist seitdem supportseitig in der Anwendungstechnik für den Bereich Pipettenspitzen verantwortlich – d.h. für alle Produkte, die im Markt sind.

Wie es angefangen hat

„Ich war schon als Jugendliche von Biologie begeistert, zum Beispiel davon, wie gut der menschliche Körper funktioniert“, erklärt die promovierte Biochemikerin die Wahl ihres Studienfachs, dass sie zunächst in Konstanz, später an der Universität Kiel studierte. Zuerst vorrangig auf die eher chemische Ebene fokussiert, entwickelte sich im Studium ihr Interesse weiter zu den atomaren, molekularbiologischen Zusammenhängen.

Beispielsweise, erläutert sie, baue die Leber bekanntermaßen Giftstoffe ab, aber warum und wie macht sie das? Auf diese sie interessierenden Fragen habe sie im Studium Antworten gesucht – und bekommen. Und ihr Wissen auch in der Science Show der Christian-Albrechts-Universität unterhaltsam weitergegeben. „Ich mag die Bühne“, sagt sie, „als Schülerin habe ich das schon ausgelebt. Und diese Liebe mit meinem naturwissenschaftlichen Geist zu verbinden zu können, das war eine tolle Sache“.

Während im Bachelorstudium der Studienablauf und die Themen vorgegeben und vorhersehbar waren, genießt Jana Schmidt im Masterstudium die akademische Freiheit, vertieft Fachrichtungen, die sie persönlich interessieren, etwa pharmazeutische Zusammenhänge. „Die Motivation fürs harte Lernen war kein Problem“, sagt sie auf die entsprechende Frage, die Vielfalt der Themen und auch die Möglichkeit der Spezialisierung auf Themen und deren Vertiefung seien einerseits ein großes Abenteuer, andererseits vorteilhaft für das Finden des eigenen Wegs gewesen.

Entspannen muss sein

Und abschalten vom Fachlichen gehört dazu: Jana Schmidt nimmt regelmäßig Gesangsunterricht und spielt zudem die sehr intensive Mannschaftssportart Ultimate Frisbee, für die in Hamburg eine riesige Szene existiert, mit großer Begeisterung. „In diesem Sport ist das Zusammenhalten, das Zusammenarbeiten als Team ungeheuer wichtig, was meinen persönlichen Einstellungen sehr entgegenkommt – und natürlich auch im Beruf an erster Stelle steht.“

Apropos Beruf: Was eigentlich macht eine Applikationsspezialistin? „Es gibt eine riesige und sehr reizvolle Vielfalt an Aufgaben“, sagt Jana Schmidt. Letztlich gebe es für jedes Produkt, jede Produktgruppe im Unternehmen Spezialisten, die sich mit allen möglichen – und manchmal auch unmöglichen – Verwendungsmöglichkeiten dieser Produkte im Labor auseinandersetzen.

„Wir unterstützen als international vernetztes, wissenschaftliches Supportteam unsere Kunden bei der richtigen Verwendung bzw. Anwendung der Eppendorf-Produkte“, fasst die 28-Jährige ihre Arbeit zusammen. Ob das Einmalprodukte wie etwa Reaktionsgefäße oder Pipetten und Pipettenspitzen betreffe oder automatisierte LH Workstations.

Immer für den Kunden

Nur ein Beispiel aus ihrem Bereich, den Pipettenspitzen: „Sie sind alle aus dem Werkstoff Polypropylen hergestellt, bislang in der Regel erdölbasiert.“ Das ändere sich derzeit in Richtung größerer Umweltverträglichkeit. „Das neue Material ist aufgrund seiner Anwendungimmer noch Polypropylen, aber hergestellt wird das biobasiert, etwa aus Resten von Speiseöl.“

Beim Kunden kommen dann zu Recht manchmal Gedanken auf wie: Ist das Material wirklich genauso gut, ist es eventuell verunreinigt und wirkt sich das nicht auf die Proben aus? „Ich teste dann beispielsweise die Spitzen in der Anwendung mit Zellkulturen oder harschen Lösungsmitteln. Ist das neue Material tatsächlich identisch in der Performance zum herkömmlichen Standard? Dann kann ich den Kunden aus der eigenen Laborarbeit datenbasierte Ergebnisse weitergeben und Ängste beseitigen“ 

Darüber hinaus gebe es jede Menge Schnittstellen zu den Kollegen aus Marketing oder Forschung und Entwicklung, um Anregungen, neue Ideen aus der eigenen Erfahrung oder aus denen der Kunden weiterzugeben und Weiterentwicklungen in lohnende und notwendige Richtungen anzustoßen, und so nach innen die Kunden zu repräsentieren. Alles mit dem Ziel, den Kunden den Umgang mit den Laborgeräten des Unternehmens so einfach und so angenehm wie möglich zu machen.

Die portraitierte Person

Dr. Jana Schmidt arbeitet als Applikationsspezialistin bei dem LSR-Mitgliedsunternehmen Eppendorf SE.