Politik

Warum mehr Forschung mehr Arbeitsplätze und Innovationen nach sich ziehen

6 min Uwe Rempe

Um Deutschland als Standort für Forschung und Entwicklung zu stärken und attraktiver zu machen, ist es sehr wichtig gewesen, dass hierzulande eine steuerliche Forschungsförderung eingeführt wurde. Damit wurde die Lücke zu anderen Industrienationen geschlossen. Erst im Jahr 2015 erreichte beispielsweise Deutschland mit einer F&E-Quote von drei Prozent den Zielwert der Lissabon-Strategie der EU aus dem Jahr 2000. Andere Industriestaaten jedoch (Japan, Südkorea, Schweden) übertreffen diese Quote schon lange.

Ende 2019 hatte der Gesetzgeber die Einführung einer steuerlichen Forschungsförderung beschlossen. Damit wurde eine langjährige Forderung der gesamten Industrie umgesetzt. Für den VDGH und die LSR-Branche bedeutete das ein „starkes Signal für die Industrie und für den Forschungsstandort Deutschland“. Die Forschungsförderung muss jedoch auch langfristig auf einem hohen Niveau gehalten werden und thematisch breitgefächert erfolgen.

Denn der deutsche Forschungsstandort profitiert von seiner Wissenschaftslandschaft: Eine erhöhte Attraktivität von Arbeits­plätzen zieht Fachkräfte ins Land und ermutigt ausländische Investoren. Gute und nachhaltige Forschungsbedingungen setzen die Grundlage für die Neu­gründung bzw. den Ausbau von bestehenden Unternehmen im deutschen Wirt­schaftsraum und erhöhen so die Attraktivität des Standorts.

Forschungsförderung ausbauen

Mit einer weiteren Ausgestaltung als Forschungszulage steht ein skalierbares, technologieoffenes und für alle Unternehmensgrößen zugängliches Instrument zur Verfügung. Erfreulicherweise hat der Gesetzgeber im Laufe des Verfahrens auch eine Regelung aufgenommen, nach der im Falle der Auftragsforschung der Auftraggeber und nicht die auftragnehmende Forschungseinrichtung gefördert wird.

Das Forschungszulagengesetz sollte zudem schrittweise finanziell ausgeweitet werden. Dabei muss auch der Praxisdialog über die Anforderungen der Unternehmen an das Förderinstrument berücksichtigt werden. Dies ist essenziell für dessen dauerhaften Erfolg. Perspektivisch ist auch die Begrenzung der maximalen Fördersumme von 1 Million Euro pro Unternehmen auf den Prüfstand zu stellen. Eine Erhöhung wird insbesondere die Innovationsprozesse im Mittelstand und bei größeren Unternehmen verstärken.

Heimische Produktion stärken

Im Zuge der vermehrten Innovationen während der Corona-Pandemie waren Forderungen laut geworden, auch die heimische Produktion zu stärken, um gerade in Krisenzeiten unabhängiger von internationalen Verflechtungen zu sein. Dies zeigte sich beispielsweise in der Diskussion über die Verfügbarkeit von Corona-Impfstoffen oder die Störanfälligkeit internationaler Lieferketten. Da es zudem wechselseitige Abhängigkeiten von Forschung und Entwicklung sowie der Produktion gibt, wäre es naheliegend, das Instrument der steuerlichen Förderung auch auf bestimmte Produktionen auszuweiten.

Die Förderung der Forschung bleibt eine Daueraufgabe. Forschung bildet die Grundlage für Innovationen, die in medizinischer und ökonomischer Sicht notwendig sind. Daher darf der Gesetzgeber jetzt nicht Halt machen. Ansatzpunkte bilden insbesondere eine Verbesserung der Transparenz der Forschungsförderung sowie die Erhöhung der F&E-Förderung für Zukunftsindustrien wie Gesundheitswirtschaft und Bioökonomie.

Transparenz der Forschungsförderung ausweiten

Die LSR-Industrie etwa ist mit dem Portfolio von Geräten, Reagenzien, Testsystemen und Verbrauchsmaterialen der wichtigste Partner in der Grundlagen- und ange­wandten Forschung. Ein offener Austausch zwischen LSR-Industrie und Wissen­schaft bündelt die Expertise beider Partner. Im Zusammenspiel kann die LSR-Industrie ihre Produkte und Services sehr genau auf die spezifischen Bedürfnisse eines Forschungsprojektes abstellen. Dies erhöht die Leistungsfähigkeit in der Wissenschaft und unterstreicht die katalytische Rolle der LSR-Industrie für Forschung und Entwicklung (F&E).  

Konkrete Informationen über die Förderung einzelner Projekte, etwa zu den verantwortlichen Wissenschaftlern, Ausrichtung der Forschungsprojekte, Laufzeit oder Fördervolumen, sind in Deutschland noch lückenhaft. Die Aussagefähigkeit des Förderkatalogs des BMBF und des Informationssystems GEPRIS über die Fördermaßnahmen der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) könnten so opti­miert werden.

Eine Transparenz in der Forschungsförderung, wie sie seit 1966 in den USA besteht und wie sie in der Schweiz, in Großbritannien und in Öster­reich gelebt wird, bietet im globalen Wettbewerb der Forschungs- und Ansied­lungsstandorte entscheidende Vorteile. Detailinformationen zu Förderprojekten erleichtern die Identifizierung von Expertise, verbessern die Effizienz des Förder­mitteleinsatzes und helfen, Forschungstrends und Entwicklungshemmnisse früh­zeitig zu identifizieren. Eine transparente Forschungsförderung vereinfacht auch die Vernetzung und Kommunikation mit Industriepartnern und kann für Techno­logietransfer und -entwicklung genutzt werden.

Steuerzahler ins Boot holen

Die effiziente und transparente Nutzung von Steuergeldern für Fördermittel geht Hand in Hand mit einer erhöhten Akzeptanz in der Bevölkerung. Zustimmung der Steuerzahler entsteht ferner durch transparente Kommunikation zu den Ergeb­nissen und ihrem Nutzen, die mithilfe der Forschungsförderung generiert wurden.

Der Autor

Uwe Rempe ist freier Journalist und unterstützt das Redaktionsteam des LSR-Blogs.